Ob Muskelkater, Zerrung oder Verspannung – Massagen fördern tatsächlich den Heilungsprozess. Was genau sie bewirken, haben Wissenschaftler jetzt herausgefunden.
Viele Sportler kennen das Dilemma: Um größere Trainingserfolge zu erzielen, erhöhen Sie das Pensum. Der Körper wird stärker belastet, neue Muskelgruppen werden beansprucht – und am nächsten Morgen ist „Katerstimmung“ angesagt. Profisportler schwören auf Massagen nach dem Sport. Und die können wirklich helfen, denn sie beugen Entzündungen vor und sorgen für eine schnellere Regeneration erschöpfter Muskelpartien.
Bessere Zellregeneration
Warum das so ist, haben Wissenschaftler um Justin Crane von der McMaster University in Hamilton herausgefunden. Dafür untersuchten sie, wie sich eine Massage auf geschundene Muskelzellen auswirkt. Sie ließen elf junge, gesunde Männer für jeweils 70 Minuten ein hartes Fitness-Programm absolvieren. Nach einer zehnminütigen Pause bekamen sie eine ebenfalls zehnminütige Massage am Oberschenkelmuskel – allerdings nur an einer Seite, die andere musste als Vergleich herhalten. Vor der Massage, direkt danach und noch mal zweieinhalb Stunden später entnahmen die Forscher jeweils eine Gewebeprobe aus der Oberschenkelmuskulatur.
Das Ergebnis: Die Zellen des massierten Muskels schütteten mehr Aktin aus – ein Strukturprotein, das für das Gewebegerüst der Zellen zuständig ist. Das Muskelgewebe kann sich also, wenn es massiert wurde, schneller erholen – und damit Muskelkater vorbeugen.
Mehr Leistungsfähigkeit
Einen weiteren positiven Effekt von Massagen konnten die Wissenschaftler bei den Mitochondrien nachweisen – jenen Zellorganellen, die für die Energieversorgung der Zellen zuständig sind. In dem massierten Gewebe enthielten die Zellen deutlich mehr Mitochondrien als in dem nicht massierten – und das vor allem zweieinhalb Stunden nach der Massage. Die Muskeln können sich also besser regenerieren und auch schnell ihre Leistungsfähigkeit wiedererlangen, weil sie mehr Energie zur Verfügung haben.
Entzündungsrisiko gehemmt
Zudem verhindern Massagen offenbar, dass die Zellen übermäßig viele entzündungsfördernde Botenstoffe ausschütten und senken demnach das Entzündungsrisiko. Diese Erkenntnis könne nicht nur die Behandlung von Sportverletzungen, sondern auch von Patienten mit Muskelerkrankungen verbessern und in diesem Zusammenhang den Einsatz von schmerzlindernden Medikamenten reduzieren, so die Wissenschaftler. Gegen die durch Ausdauersport typische Übersäuerung der Muskulatur helfen die Massagen laut dem Team entgegen einer gängigen Annahme allerdings nicht.